Wohn- und Geschäftskomplex am Elisabethplatz München
Bauherr: Stadtsparkasse München
Geschossfläche: 17.000 m²
Leistungen: Wettbewerb 2017, 1. Preis (von zwei ersten Preisen)
Landschaft: Studio Vulkan München
Mitarbeit: Ralf Iberle, Johanna Machunze, Daniel Pflaum, Alexander Richert
in Zusammenarbeit mit Victoria von Gaudecker
Drei eigenständige Gebäude ergänzen den fragmentierten Block zu einem schlüssigen Ganzen. Das städtebauliche Konzept folgt damit den in dieser Gegend typischen Blockbebauungen mit erkennbaren Häusern, die sich in die Tiefe erstrecken und diese mit präzisen Lücken vom Stadtraum aus wahrnehmbar machen. Dadurch wird das innere Grün der Höfe bis in den Straßenraum wirksam. Dieses Prinzip geht auf die Vision Theodor Fischers zurück; sie schafft angenehm poröse Blöcke, die Schwabing seine charakteristische Prägung geben und sie weisen enorme Qualitäten auf: Die Korrespondenz zwischen dem Blockinneren und den Straßenräumen lässt die innere, heterogene Welt der Blöcke erahnen.
Einzelne erkennbare Gebäude bilden den Stadtblock und gliedern so den Straßenraum in überschaubare Dimensionen, ohne künstliche Zäsurbildungen bemühen zu müssen.
Die Freistellung der Häuser ergibt hohe Wohnqualitäten durch zahlreiche mehrseitig ausgerichtete Eckwohnungen, komplexe Beziehungen nach innen und außen entstehen, auch Wohnungen im Hof erhalten weite Blickachsen.
Die einzelnen Gebäude reagieren auf die jeweiligen Erfordernisse und Nutzungen. Sie sind untereinander verwandt, jedoch mit einer Varianz im Ausdruck und mit einer gewissen Autonomie bezüglich der Nutzung der Geschosshöhen und der Struktur.
Das Wohnhaus steht im Bezug zu den Dimensionen des Elisabethplatzes und zu den großen Bauten in der Umgebung, darunter die Schulen am Platz, aber auch die Wohnhäuser im Norden des Elisabeth- und Kurfürstenplatzes.
Der Baukörper besitzt zudem plastische, objekthafte Eigenschaften; so erstreckt sich das Volumen in die Tiefe und belegt das Blockinnere. Leichte Rücksprünge nehmen Bezug zu den umliegenden Gebäudehöhen, etwa an der Nordendstraße, die Eckausbildungen geben angenehme Horizonthöhen zum Markt. Die meisten Wohnungen sind über Eck oder durchgesteckt organisiert. Offene Raumfolgen bilden die kollektiven Bereiche der Wohnung, als Kontrast zu den privaten Zimmern. Den Wohnräumen sind Loggien zugeordnet. Zusätzliche nordseitige Loggien zum Elisabethplatz beleben die Fassade und gewährleisten im Falle einer Verglasung den notwendigen Schallschutz für die dahinter angeordneten Räume.
Das Gebäude wird über fünf Kerne erschlossen, was eine wirtschaftliche Errichtung erwarten lässt. Die Feuerwehrzufahrten werden in kurzen Stichen in den Hof geführt, was einen hohen baulichen Aufwand für zweite Fluchtwege vermeidet und mehr Freiheit für die Orientierung der Wohnungen ergibt.
Das erste Obergeschoss ist als Büronutzung geplant, mit kleineren bis mittleren Einheiten, etwa für Praxen, Versicherungsagenturen etc. Nach Bedarf könnte dieses Geschoss in Wohnungen umgenutzt werden.
Die Fassaden sind in der Grundstruktur einfach gegliedert, die Öffnungen variieren leicht von unten nach oben. Sie geben den Fassadenfronten eine klare Ordnung, die in der zweiten Ebene verfeinert wird: So schafft ein leichtes Relief ein komplexes Spiel von Schatten, sanfte, differenzierte Putzstrukturen ergeben textile Qualitäten. Dazu kommen feine, lasurartige Farbaufträge. In der Summe entsteht ein entspanntes Spiel von Varianz und Ordnung, das den Gebäuden Präsenz und Würde, und nicht zuletzt eine unaufgeregte Einbindung in die Umgebung verleiht.